Am 8. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg. Sieben Monate danach, am 1. Dezember 1945, beginnen die Schulschwestern wieder mit der schwierigen Aufbauarbeit. Das eigentliche Schulgebäude ist noch Krankenhaus, und so zieht man provisorisch in die Stollschule, wo unter mühsamsten Bedingungen vier Klassen jeweils an zwei Tagen unterrichtet werden. Im folgenden Schuljahr 1946 zieht man vorübergehend in das Schulgebäude des Mädchenrealgymnasiums an der Prinzregentenstraße . Es herrscht Knappheit an allem: Papier, Bücher, Lebensmittel, Heizmaterial fehlen im Hungerwinter 1947/48. Man rückt dafür enger zusammen. Die ersten Klassen haben 50 Schülerinnen.
Nach Jahren äußerster Bedrängnis und Bescheidung übergibt die Stadt am 2. Februar 1949 den Schulschwestern das Gebäude an der Ebersberger Straße. Die neue Schulleiterin, Sr. M. Zita Steimer, hat Grund zum Jubeln: Die Schülerinnenzahlen steigen, 50%ige Schulgeldfreiheit wird gewährt, die amerikanische Zivilverwaltung hilft bei der Lehrmittelbeschaffung. Mittlerweile gewinnt die Allgemeinbildung wieder an Bedeutung, auch außerunterrichtliche Aktivitäten, wie Sammlungen zugunsten Notleidender, unterstützen die sozial engagierten Schulschwestern.
Anfang der Fünfziger kann man schon ans Reisen denken. Die Absolventinnen fahren an den Bodensee oder gar nach Venedig. Die Schülerinnenzahlen übersteigen erstmals die Zahl 400, die ersten Klassen haben immer noch über 50 Schülerinnen; so stark bleibt der Andrang. Denn inzwischen ist auch der berufsspezifische Unterrichtsgang zu Firmen, Banken oder Ausstellungen neben der praktischen Ausbildung und Vorträgen wichtig geworden.
Die Schule platzt aus allen Nähten. Schließlich ist es soweit: Der Stadtbaurat verkündet den Erweiterungsbau. Am 30. März 1963 rücken die Bagger an. Am 23. Juli 1964 findet die Einweihung und die Schlüsselübergabe des eine Million Mark teuren Anbaus statt im Rahmen der 100-Jahr-Feier der Stadt Rosenheim, ein schönes Zeichen dafür, wie die Stadt unsere Schule fördert. Die Schülerinnenzahl schnellt in diesem Jahr von 375 auf 550 Schülerinnen hoch, die Schule wird nunmehr vierstufig geführt. So gesehen war das Bauwerk mit allen Neuerungen wahrlich kein Luxus, sondern ein Gebot der Stunde. Das Wandrelief "Johanna von Orleans", von Rainer Dillen gestaltet, wertete die Schülersprecherin als "Aufruf zur wahren Freiheit des Geistes und der Seele".
Auch das Medium Fernsehen erfasst die Schule und hilft, den Unterricht aktuell und anschaulich zu gestalten.
50 Jahre nach deren Gründung sind die Schülerinnen "live" am Weltgeschehen beteiligt, als etwa in Bonn die große Koalition gebildet wird. Das 50. Gründungsjahr wird zwar nicht gefeiert, doch die Operninszinierung "Bastien und Bastienne" wird ein schöner Erfolg.
In dieser Zeit verlagert sich der Schwerpunkt der Erziehung; man wird liberaler, weltbürgerlich. Neben der Tradition der leicht exotischen Schulfilmveranstaltungen nutzt man ständig Vorträge, Theaterfahrten, Werkbesichtigungen und Abschlussfahrten, um die "Arbeitswelt" kennen zu lernen und um Kultur zu begegnen.
Raumnot macht sich 1970 wieder bemerkbar; bei 700 Schülerinnen ist auch der sechs Jahre alte Neubau unzureichend. Drei Klassen werden vorübergehend ins Karolinen-Gymnasium ausgelagert. Und selbst mit über 800 Schülerinnen in 20 Klassen (durchschnittlich 40 Schülerinnen pro Klasse) muss die Schule jahrelang in bedrängter Enge funktionieren.
1975 wird Sr. M. Zita Steimer nach 30-jährigem Wirken als Schulleiterin feierlich in den Ruhestand verabschiedet, und die Schule bekommt mit Frau Schnurbusch die erste weltliche Direktorin.
Ein zweiter Erweiterungsbau gewinnt schon Konturen, die 5-Tage-Woche wird eingeführt; die Vokabeln "modern", "aktuell" und "zeitgemäß" prägen das schulische Handeln. Als 1977 Frau Schnurbusch vorzeitig in den Ruhestand tritt, gibt es schon eine einheitliche Stundentafel für Knaben und Mädchen, die endlich die Gleichberechtigung auch im Lehrplan festschreibt.
1978, einem weiteren Jahr der Veränderung, endet die kommissarische Leitung durch Herrn Konrektor Huber, Frau S. Noe wird zur Rektorin ernannt.