Mit Klängen der Maori begann die Auftaktveranstaltung zum UNESCO-Projekttag an der Städtischen Realschule für Mädchen in Rosenheim. Zur Musik aus Neuseeland zeigten Schülerinnen der Klasse 5C traditionelle Bewegungen mit Woodsticks. Zwei Holzstäbe werden von je einer Schülerin im Takt der Musik geschwungen, aneinandergeschlagen, auf den Boden aufgeklopft und der Partnerin zugeworfen. Dabei entsteht ein eindringliches rhythmisches Konzert. Klassenleiterin Anette Bach hatte seit Beginn des Schuljahres die Choreographie einstudiert. Das Bewegen der Woodsticks hat bei den Maori eine lange Tradition und dient der Verbesserung der Konzentration. Neben diesen fremden Klängen gab es auch bekannte Töne. Die Schülerinnen der Klasse 10A sangen das selbstgetextete Lied „Augen auf“, begleitet am Klavier von Musiklehrer Herrn Stimmer. Dieser Song entstand im Rahmen des Projekttages 2016, behandelt die Themen Flüchtlinge und Mobbing und schaffte es vor zwei Jahren sogar in das Programm der Radiostationen von Radio Galaxy und Bayern 3. Außerdem war das Lied Teil des Abendprogramms bei der Bundestagung aller deutschen UNESCO-Schulen in Dillingen.
In ihrer Begrüßungsrede ließ Schulleiterin Magdalena Ramm Revue passieren, welche UNESCO-Aktivitäten während des Schuljahres bereits stattfanden bzw. noch stattfinden werden und welche besonderen Schwerpunkte sich die MRS aus dem Gesamtkatalog an Zielen der UNESCO ausgewählt hat. UNESCO-Beauftragte Anette Frau Dippold freute sich besonders die Gäste aus der „Nachbar-UNESCO-Projektschule“, der Ottfried-Preußler-Schule in Stephanskirchen, begrüßen zu können. Anschließend erklärten Schülerinnen der Klasse 8b in Text und Bild sehr anschaulich und schülernah die Bedeutung des Wortes UNESCO. Denn selbst nach über 10 Jahren als anerkannte UNESCO-Projektschule, ist das Wort UNESCO für viele Schülerinnen doch oft noch nebulös.
Mode ist ja gerade an einer Mädchenschule ein großes Thema. Dass sich Mode und Fair Trade nicht ausschließen müssen, zeigte die Modenschau der Klasse 8d. Klassleiter Philipp Baumgärtner konnte die Inhaberin von Precious - Fair Fashion, Sina Sachseder, dazu gewinnen, Kleidungsstücke und Accessoires zur Verfügung zu stellen. Die relativ junge Boutique am Ludwigsplatz steht für Mode, die unter fairen und ökologisch korrekten Bedingungen produziert wird. Dazu gehört: faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen, das Schonen von Ressourcen, die Vermeidung von Giftstoffen und ein fairer Umgang miteinander.
Wie bereits 2016 gehen auch alle Einnahmen des diesjährigen Projekttages an den gemeinnützigen Verein Mission of Humanity. Derzeit konzentriert sich deren Hilfe auf ein Waisenhaus für Mädchen in Nepal. Lehrer Markus Maier, selbst im Vorstand des Vereins, zeigte den Schülerinnen via PowerPoint für wen und was die Spenden konkret verwendet werden. Markus Maier reist immer wieder nach Nepal um sich vor Ort von der Entwicklung des Waisenhauses zu überzeugen. Viele Kinder leiden Hunger, haben kein Zuhause und keine Chance auf eine schulische Ausbildung. Vor allem Mädchen sind davon betroffen. Somit helfen die Spenden der bayerischen Mädchen nepalesischen Mädchen eine positive Perspektive zu haben.
Mit dem gemeinsamen Lied „We are the world“ endete die Auftaktveranstaltung in der Mensa. Im Schulhaus und in den Klassenräumen konnten sich die Schülerinnen anschließend zu weiteren Themen der AGENDA 2030 informieren. Seit Beginn des Schuljahres hatten die Schülerinnen auf diesen Projekttag hingearbeitet. Eingeordnet in den großen Rahmen der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele für eine nachhaltige Entwicklung wie zum Beispiel keine Armut, kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen, hochwertige Bildung, Geschlechtergleichstellung, sauberes Wasser und Sanitärversorgung, bezahlbare und saubere Energie, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum waren die bearbeiteten Themen breit gefächert. Einige Beispiele aus dem weiten Spektrum: Analphabetismus in Europa und der Welt, das Schulsystem im anderen Ländern, erneuerbare Energien, Mobilität der Zukunft, Fake News, Zusammenhang Sport und Lernen, Wie werden Roboter in der Zukunft unser Leben bestimmen. Besonders erwähnenswert sind die Modelle, die zum Thema Wohnen der Zukunft – moderne Architektur entstanden sind. Die Schülerinnen der Klasse 6a, haben sich zusammen mit ihrer Klassenleiterin Anne Kölsch besondere Konzepte für „neues, umweltbewusstes und katastrophensicheres Bauen“ einfallen lassen. Häuser auf beweglichen Pfeilern, die im Falle einer Überschwemmung sicher vor Überflutung sind oder im Falle eines Erdbebens unter die Erdoberfläche eintauchen. Häuser, die durch eigene Stromerzeugung, das Auffangen von Regenwasser und eigenen Gewächshäusern unabhängig von der Außenwelt sind. Häuser aus Kork, die beim Ansteigen des Meeresspiegels, schwimmen. Der selbstgedrehte Film der Klasse 9a stellt die digitalen Medien durch den Vergleich von Alltagsszenen zwischen früher und heute auf den Prüfstand. Wunderbar einfach und dennoch aussagekräftig die Filmszene bei einem gemeinsamen Essen. Kommunizierten früher alle am Tisch sitzenden miteinander, wird heute als erstes ein Foto vom Essen geschossen, sofort gepostet und beim Verspeisen wird immer wieder auf das Handy gespäht um die Anzahl der Likes zu kontrollieren. Zwei weitere selbstgedrehte Filme entstanden zur Thematik Fake-News und zu den Schulsystemen in verschiedenen Ländern. Zum Analphabetismus gab es ein Theaterstück. Die Schülerinnen konnten sich aber nicht nur medial berieseln lassen, sondern auch selbst aktiv werden. So gab es einen Malwettbewerb zu Robotern in der Schule. Die Klassen 6c und 8b gaben ihren Mitschülerinnen die Möglichkeit selbst erstellte UNESCO-Spiele zu testen. Bei den Sprachenmemories der Klasse 6c für Polnisch, Rumänisch, Spanisch und Türkisch hat man gleich einen Doppeleffekt: durch das Spielen erlernt man die Grundbegriffe einer neuen Sprache. Beim UNESCO-Quartett und UNESCO-Memory der Klasse 8b erfährt der Spieler mehr zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten. Daneben gab es auch noch Taboo mit UNESCO-Begriffen und zwei UNESCO-Brettspiele.
Auch bei der Verköstigung sollten sich die Schülerinnen an den Grundgedanken der UNESCO orientieren und nur nachhaltige, gesunde und regionale Speisen mit „Zero Waste“ anbieten. So gab es zum Beispiel das Café Fair mit selbst zubereiteten Müslis und Joghurts. Die Zutaten bezog die Klasse von „Nimm’s lose“, einem Geschäft in der Gilitzerstrasse in Rosenheim, die alle Lebensmittel unverpackt anbietet.
Knapp 1.000 EUR insgesamt wurde durch die Verkaufsstände und den Spenden der Schülerinnen an diesem UNESCO-Projekttag eingenommen und bereits an Mission off Humanity e.V. überwiesen. Vielen Dank an Eltern, Lehrerschaft und Schülerinnen für einen gelungenen 12. Internationalen UNESCO- Projekttag an der MRS.
(Anette Dippold)